Bekanntlich bewirbt sich Bürgermeister Gerd Maisch bei der anstehenden
Bürgermeisterwahl als Amtsinhaber wieder. Da liegt es nahe, seine bisher
in Tamm geleistete Arbeit politisch zu bewerten. Basis einer Bewertung der
bisherigen Arbeit von Herrn Maisch sowie Prüfsteine für die
Wahlaussagen eines Bürgermeister-Kandidaten sind für die Tammer
SPD naheliegenderweise die in den Positionspapieren für die GR-Wahlen
1994 und 1999 bereits dargelegten Positionen.
Das Positionspapier der Tammer SPD zur Gemeinderatswahl 1994 stand unter
dem Motto Tamm muss zusammenwachsen!'. Hatte man bei
Alt-Bürgermeister Lehmann oft den Eindruck, er sei eher Bestandteil
der Kluft zwischen Droben und Drunten denn verbindendes Element, so ist dies
unter Gerd Maisch deutlich anders geworden. Mit dem Neubaugebiet Egelsee
sowie der neuen Ortsmitte wurde unter Gerd Maisch auch städtebaulich
der Brückenschlag begonnen.
Mit dem Neubaugebiet Egelsee, der Nordumfahrung, der Anpaarung der Ortsdurchfahrt
an die Bahnline, der Schaffung einer ganzen Reihe von Kreisverkehren, dem
neuen Ortszentrum sowie der Neugestaltung des Bahnhofes hat BM Maisch eine
ganze Menge bewegt. Was immer noch fehlt ist ein integriertes Verkehrskonzept
unter Einbeziehung von Radwegeplan, Schulwegplan und Fußwegekonzept.
Unter Bürgerbeteiligung sollten verkehrsberuhigende Maßnahmen
verwirklicht werden - für die Stuttgarter Straße gibt es erste
Ansätze. Auch die Probleme des LKW-Verkehrs (z.B. in der Stuttgarter
Straße, der Ludwigsburger Straße und der Alleenstraße)
sollten endlich angepackt werden. Darauf zu verweisen, dass wir in einem
hochindustrialisierten Ballungsraum leben ist da eindeutig zu wenig. Angestrebt
werden sollte ein generelles Durchfahrtverbot für LKW in den Tammer
Wohngebieten.
Mit dem Aussichtshügel samt Freizeitgelände Hohenstange wurde der
Freizeitwert deutlich erhöht. Mit Bürgerplätzen könnte
dies flächendeckend an vielen weiteren Stellen in unseren Wohngebieten
geschehen.
Das Positionspapier der Tammer SPD zur Gemeinderatswahl 1999 stand unter
dem Motto Auf den Bürger kommt es an'. Wir sind der Meinung, dass
insgesamt mehr Bürgerbeteiligung in Tamm notwendig ist:
· Bürgerversammlungen finden zwar statt, aber nur dann, wenn der
Bürgermeister dies für zweckmäßig ansieht und nicht
regelmäßig
· Mitwirkung fach- bzw. sachkundiger Bürger an den Beratungen in
den Gemeinderatsausschüssen. Die Mitwirkung von Bürgern an
Ausschußberatungen ist in der Gemeindeordnung ausdrücklich als
Möglichkeit vorgesehen. Auf die Sachkunde unserer Bürgerinnen und
Bürger sollte bei Beratungen in den Ausschüssen des Gemeinderats
zukünftig nicht (wie bisher) verzichtet werden.
· Einrichtung von Arbeitskreisen, in denen Bürger an der Erarbeitung
von bedeutsamen Planungen mitwirken. Auch diese Möglichkeit wurde bisher
kaum genutzt. Immerhin wurden für den letzten Bauabschnitt der Neugestaltung
der Hauptstraße sowie für die Umgestaltung der Stuttgarter
Straße erste Versuche für eine erweiterte Einbindung der betroffenen
Bürger gemacht.
· Die Einrichtung eines Jugendgemeinderats oder eines Jugendforums kam
bisher leider nicht voran - das Interesse von BM Maisch scheint daran auch
nicht allzu groß zu sein. So wurde etwa der 1996 vom Gemeinderat
beschlossene Junge Tisch' ganze drei Mal von Bürgermeister Gerd
Maisch einberufen.
· Den Bürgerservice unserer Verwaltung können die meisten
Bürger wahrscheinlich am besten selbst beurteilen.
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· Kinder- und Jugendfragestunden wären ein Aspekt von
Bürgerfreundlichkeit speziell für unsere jungen Mitbürger.
· Das unsägliche Redaktionsstatuts des Tammer Amtsblatts erfuhr
keinerlei Verbesserung - hierfür sind aber CDU und AWV ebenfalls
verantwortlich.
· Von der Einleitung eines Lokale Agenda-Prozesses ist in Tamm bisher
nichts zu sehen, immerhin wird im Gemeinderat auf mehrfache Anregung inzwischen
über eine Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements beraten.
· Die Einrichtung eines Seniorenbeirates könnte helfen, ein
Seniorenkonzept für Tamm zu erarbeiten, die vorhandenen Angebote aufeinander
abzustimmen, ggf. Lücken zu erkennen und deren Schließung in die
Wege zu leiten.
In puncto Bürgerbeteiligung lässt sich aus unserer Sicht leider
feststellen, dass es hier noch deutliche Verbesserungsmöglichkeiten
in Tamm gibt.
Kinder und Jugendliche lagen der Tammer SPD bekanntlich schon immer am Herzen.
Nicht zuletzt BM Maisch ist die Schaffung eines Jugendhauses
in Tamm zu verdanken. Auch wurde für Haupt- und Realschule eine
Schulsozialarbeiterin eingestellt. Erste Schritte der von uns seit längerem
geforderten Ganztagsbetreuung wurden ebenfalls eingeleitet. Ein Wermutstropfen
dabei sind die fast schon automatisch steigenden Elternbeiträge für
die Kindergärten. Die weitere Ausweisung verkehrsberuhigter Bereiche
(Spielstraßen) würde die Sicherheit spielender Kinder erhöhen
und das Wohnumfeld in den betroffenen Straßen erheblich aufwerten.
Die Erhebung von Hallenbenutzungsgebühren für Sportveranstaltungen
von Kindern und Jugendlichen halten wir nicht für gut. Immerhin wurde
die Vereinsförderung in der Amtszeit von BM Maisch nahezu verdoppelt
- das gleicht die Hallenbenutzungsgebühren mehr als aus, kommt aber
nur zum Teil der Jugendarbeit der Vereine zugute.
Defizite gibt es noch in der Tammer Sportstättenversorgung, insbesondere
für den Trainingsbetrieb der Sportvereine sowie im Sportplatzangebot
für den Schulsport. Im Zusammenhang mit der Schaffung eines
Bürgersaals im neuen Ortszentrums möchte BM Maisch die
Sporthallensituation in Zusammenarbeit mit dem Turnverein durch den Neubau
einer TV-Halle und Abriss der alten Turnhalle verbessern. Im alten Ortsteil
fehlt nach wie vor ein Bolzplatz
Umweltschutz genießt bei BM Maisch sicher nicht die allerhöchste
Priorität: Es gibt für Tamm bisher weder ein Energiesparkonzept
noch einen Umweltbeauftragten. Immerhin wurden für Flachdächer
im Gebiet Egelsee Dachbegrünungen vorgeschrieben und die Gemeinde gibt
(wenn auch geringe) Zuschüsse zu privaten Solaranlagen.
Eine bedeutende Rolle spielen die Gemeindefinanzen: In Tamm standen wir zu
Beginn der Amtszeit von Bürgermeister Maisch vor einem riesigen Schuldenberg
und einer entsprechend schwierigen Haushaltssituation. Dies stellt sich nun
am Ende der ersten Amtszeit von BM Maisch deutlich besser dar, ohne dass
durch eine übertriebene Sparpolitik jegliche Gestaltung unmöglich
geworden wäre. In puncto Finanzen hat BM Maisch also ein Lob für
seine solide Haushaltspolitik verdient.
Insgesamt kann aus unserer Sicht BM Maisch in wichtigen Punkten ein gutes
Zeugnis ausgestellt werden, in anderen Punkten gibt es noch
Verbesserungsmöglichkeiten. Wo Licht ist, ist auch Schatten - warum
sollte dies hier anders sein? Je nach Priorität der einzelnen Punkte
wird jeder Bürger selbst sein Urteil fällen können.
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