Ausgabe
4/ Nov. 2001

parteiisch - für
Tamm und seine
Bürger - frech - krea-
tiv - offensiv

Der rote Hammel

SPD

Ortsverein

Tamm

Der Kommentar im Hammel

Die USA haben unsere uneingeschränkte Solidarität. Aber das kann nicht heißen, dass jede Kritik am amerikanischen Verbündeten tabu ist. Die Abscheu über die Anschläge in USA und das Mitgefühl mit den Opfern stehen nicht zur Debatte, darüber ist genug gesagt worden. Auch das anfangs bedächtige Vorgehen der Amerikaner und das Bemühen von Außenminister Colin Powell um eine weltumspannende Allianz gegen den Terrorismus muss unsere Zustimmung finden. Doch sollte die Frage gestattet sein, ob zur Ergreifung einiger weniger Drahtzieher (wie schon im Golfkrieg oder auf dem Balkan) Hunderte Unschuldiger als "Kollateralschäden" ihr Leben lassen müssen.

Wenn man die Berichte und Hintergrundinformationen zum amerikanischen Vorgehen richtig deutet, so macht sich derzeit weltweit ein Unbehagen breit bei dem Gedanken, dass die USA wieder wie schon so oft ihre Interessen ohne Absprache mit den Verbündeten und ohne Rücksicht auf Dritte durchsetzen. Um nicht falsch verstanden zu werden: ich gestehe den Vereinigten Staaten durchaus das Recht zu, sich zu verteidigen und die Schuldigen für die Attentate zu bestrafen, doch wie das zurzeit geschieht, ist nach dem eher vorsichtigen Beginn für viele Menschen eine Enttäuschung.

 

Von Tag zu Tag wird deutlicher, dass die Solidarität mit den USA in den islamischen Staaten, die nach den Anschlägen von der großen Bevölkerungsmehrheit getragen wurde, auf des Messers Schneide steht, weil dort immer mehr der Eindruck entsteht, dass die USA im Gegensatz zu den vorher gemachten Versprechungen nun doch einen Rachefeldzug gegen ein islamisches Volk führen. Die Unverhältnismäßigkeit von Ziel und Mitteln ähnelt für viele Muslime dem israelischen Vorgehen im Nahen Osten, das sicher eine der Ursachen für das Anwachsen des weltweiten Terrorismus darstellt. Den Diplomaten im State Department scheint es ebenso wenig zu gelingen, die Falken im Pentagon in den Griff zu bekommen, wie sie gescheitert sind bei dem Versuch, die Scharfmacher in der israelischen Regierung zu bremsen. Wenn wir es nicht schaffen, die islamische Welt davon zu überzeugen, dass es der Westen ehrlich mit ihr meint, wird es bald ein böses Erwachen geben. Hier wartet eine große Aufgabe für eine gemeinsame Außenpolitik der europäischen Union. Insbesondere muss so rasch wie möglich ein umfangreiches Hilfsprogramm für die afghanische Bevölkerung zustande kommen. Und dass es im Nahen Osten nicht so weiter gehen kann mit dem Grundsatz Auge um Auge, Zahn um Zahn, dürfte jedem Fernsehzuschauer klar sein.

Peter Böttger

zurück zum Inhalt