Der Kommentar im Hammel
Wenn im Tammer Gemeinderat die SPD- Fraktion beantragt, die Bürger
im Sinne der Lokalen Agenda an der Gemeinde-Gestaltung zu beteiligen, so
wird dies mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von der
traditionalistischen Mehrheit um CDU und AWV abgelehnt. So auch im Fall der
Beteiligung von Jugendlichen. Dabei wurde nicht einmal ein Jugendgemeinderat
gefordert, sondern lediglich eine verbindliche Beteiligung von Jugendlichen
unterhalb einer solchen Institution. Aber selbst das war diesen Fraktionen
zu viel des Fortschritts.
Eine große Mitschuld an dieser falschen Entscheidung trägt
die Verwaltung, die es in fast zwei Jahren nicht hinbekommen hat, auch nur
einen Vorschlag für die Beteiligung von Jugendlichen zu erarbeiten,
sondern stattdessen nur die Behauptungen aufstellte, dass die derzeitige
Beteiligung den Wünschen und Bedürfnissen der Jugendlichen entspreche,
die Wünsche der Jugendlichen bekannt seien und neue Wünsche über
die pädagogischen Mitarbeiter der Gemeinde bekannt würden. Dies
ist lediglich die Einschätzung der Verwaltung und der
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Sozialarbeiter, wir Jugendlichen wurden dazu nicht befragt. Auch treten
die Sozialarbeiter nur mit einem kleinen Teil der Tammer Jugendlichen in
Kontakt - wie sollen ihnen so unsere Wünsche und Ideen bekannt werden?
Mich als Jugendlichen ärgert diese Bevormundung meiner Generation
durch die Verwaltung. Es wird ständig das geringe politische Interesse
beklagt, aber wie sollen wir Jugendlichen auch für das Gemeinwesen gewonnen
werden, wenn versucht wird, uns von einer direkten Mitgestaltung abzuhalten?
Die Beteiligung an einem Schülercafé ist sicher positiv zu bewerten,
doch ist das keine Mitgestaltung des Gemeindegeschehens. Eine moderne Gemeinde
braucht jedoch die Ideen und Miteinbeziehung aller, um sich bestmöglich
zu entwickeln.
Es zeugt von Arroganz und obrigkeitsstaatlichem Denken, wenn die Verwaltung
und die Gemeinderatsmehrheit meinen, dass die Weisheit allein im Rathaus
zu finden sei. Brandts "Mehr Demokratie wagen" ist in Tamm auch nach über
30 Jahren nicht angekommen.
Steffen Kohler
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