Der Krieg im Irak ist
(fast) vorbei. Der blutrünstige Diktator Saddam Hussein ist
gestürzt. Können nun alle zufrieden sein, die Kriegsbefürworter
und diejenigen, die den Waffengang zwar nicht wollten, aber sein
Ergebnis schließlich doch akzeptieren?
Wird noch die Frage nach
der Legitimation dieses Krieges gestellt? Interessiert noch die
Präambel der Charta der UNO, in der es heißt: "Wir,
die Völker der Vereinten Nationen (sind) entschlossen die zukünftigen
Generationen vor der Geißel des Krieges zu bewahren
..und
Methoden zu vereinbaren, die garantieren, dass die Anwendung von
Waffengewalt ausgeschlossen ist....."? Im ersten Artikel dieser
Charta wird betont, dass es das Hauptziel der UNO sei, "den
Frieden und die internationale Sicherheit zu erhalten
und
jeden Akt der Aggression oder sonstigen Bruch des Friedens zu ahnden".
Die überwältigende Mehrheit der Mitglieder der UNO war
gegen diesen Krieg. Doch zwei ihrer Gründungsmitglieder stellten
sich gegen die Statuten und beschädigten die Weltorganisation
schwer. Sie wurden dabei durch die so genannte Koalition der Willigen
unterstützt, in der auch Diktaturen wie Usbekistan und Turkmenistan
für die Freiheit des irakischen Volkes eintraten.
Mehr als 20 000 Tonnen
Bomben wurden über dem Irak abgeladen, tausende unschuldiger
Menschen haben den Tod gefunden, noch mehr wurden verletzt. Kinder
wurden verstümmelt. Das Chaos, das nach dem Einmarsch der alliierten
Truppen in den irakischen Städten ausbrach, in dessen Verlauf
Krankenhäuser geplündert, Museen ausgeraubt und Bibliotheken
in Brand gesetzt wurden, ist immer noch nicht beseitigt. Täglich
sehen wir Bilder von demonstrierenden Irakern, die von ihrer neu
gewonnenen Freiheit Gebrauch machen und sowohl gegen Saddam wie
|
gegen die Besatzungstruppen
auf die Straße gehen. Gelegentlich ist diesen das zu viel
Freiheit; sie schießen in die Menge. Demokratie rumsfeldiana?
War dieser Krieg notwendig?
Massenvernichtungsmittel, der vorgebliche Kriegsgrund, sind immer
noch nicht aufgetaucht. Sicher, das irakische Volk wurde vom Tyrannen
erlöst; aber reicht dieses Ergebnis als Begründung für
einen solchen Feldzug mit den oben genannten "Kollateralschäden"
aus? Wie ist es mit den übrigen unterdrückten Völkern
dieser Welt? Müssen jetzt Nordkorea, Simbabwe oder gar Usbekistan
und Turkmenistan (gerade noch Verbündete der USA im Irakkrieg)
ebenfalls mit Bombenangriffen und dem Einfall einer riesigen Invasionsarmee
rechnen? Wenn man die Herren Bush, Rumsfeld und andere hört,
sollen allerdings die moderaten Diktaturen Syrien und Iran als nächste
dran sein. Zufälligerweise liegen die genannten Länder
ebenfalls in Nahost mit seinen riesigen Ölvorkommen.
Aber die amerikanischen
Neokonservativen gehen noch einen Schritt weiter: Richard Perle
und Co sehen in Saudi-Arabien "das den Kern des Bösen
bilde und den Terrorismus auf allen Ebenen unterstütze"
den eigentlichen Feind der USA. Doch damit nicht genug: es wird
bereits daran gedacht, "auch Ägypten zu kontrollieren".
Michael Ledeen (durch seine Verwicklung in die "Irangate"-Affaire
der Reagan-Zeit bekannt geworden) spricht aus, was viele denken:
Die Aufgabe der USA kann nicht die Stabilisierung der Länder
des Nahen Ostens sein. "Dies wäre Amerikas unwürdig.
Wir sind das Land der konstruktiven Zerstörung. Wir müssen
zerstören, um unsere historische Mission zu erfüllen."
Machtbesessene Verblendung oder "Realpolitik" der Zukunft?
Einer gegen alle oder Pax americana?
|